Predigt zum 10.01.2021
von unserem Pfarrer Vornewald
Bei den Diskussionen um den fehlenden Impfstoff ist mir irgendwann der Siegfried aus der Nibelungensage eingefallen. Er war in Drachenblut egfallen und deshalb unverwundbar, nur ein Lindenblatt, dass während des Bades an einer Stelle seines Körpers haftete, verninderte, dass er ganz unverwundbar war. Wer möchte in diesen Tagen nicht zum Siegfried werden: Unverwundbar, unansteckbar. So nahe ist das rettende Ufer und nun fehlt der Impfstoff. Normalität stand als Wunsch für das neue Jahr auf den Sternen, die Kinder mit ihren Eltern gebastelt und beschrieben haben für die Sternsinger in diesem Jahr Sternbastleraktion. Wenn doch wieder alles normal wäre. Wie lange müssen wir noch warten?
Der Siegfried ist beneidenswert. Niemand kann ihm was anheben, der hat keine Sorgen, dem kann nichts passieren. Obwohl diese Legende gerade davon handelt, dass es unverwundbares Leben nicht gibt. Kein Drachenblut ohne Lindenblatt.
Aber wir sind ja auch eingetaucht worden in der Taufe, und wir glauben, dass es uns von aller Sünde gereinigt hat. Na gut, es wurde nur ein wenig Wasser über den Kopf gegossen, aber das ist nicht mehr der ursprüngliche Taufritus. In Rumänien habe ich mal eine orthodoxe Taufe erlebt, das Baby wurde ganz entkleidet und es wurde sorgfältig darauf geachtet, dass der ganze Körper, alle Teile mit dem Wasser in Berührung kamen. Die Taufe wäscht ganz, total, das Wasser der Taufe ist wirkliche Heiligung in Gott. Als wir mit Jugendlichen eine Radtour durch Südschweden gemacht haben, waren wir in Trelleborg in der neuen katholischen Kirche. Die Kirche hat einen quadratischen Grundriss. In der Mitte ist in Kreuzform ein richtiges Bassin, wo man ganz untertauchen kann. Das wird bei Erwachsenentaufen auch so vollzogen. Als wir mit den Jugendlichen um das große Taufbecken herum saßen, hat der Pfarrer das erklärt. Die Jugendlichen staunten, das hatten sie noch nie gesehen.Und einer der Jugendlichen sagte nachdenklich. Wir sind am Kopf mit Wasser übergossen worden, als wir klein waren, eintauchen müssen wir selber.
In der Lesung aus dem Johannesbrief ist von Jesus dem Christus die Rede, der im Wasser und im Blut gekommen ist. Zuvor ist davon die Rede, dass jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus ist, aus Gott gezeugt ist. Dann heißt es weiter, dass alles, was aus Gott gezeugt ist, die Welt besiegt. Aus Gott gezeugt, die Welt besiegt, das sind starke Töne. Es bedeutet, ganz, total.
In einem Gebet in diesen Tagen heißt es: „Wie er uns gleich geworden ist in der menschlichen Gestalt, so werde unser Inneres neu geschaffen nach seinem Bild“. Doch wozu hilft das, was bewirkt es?
Ich habe das selber einmal erfahren an einem Jungen, der vor der Erstkommunion zum ersten mal zum Beichten kam. Er war ein richtiger Lausejunge. Seine Beichte war sehr ehrlich. Er erzählte alles, was in den letzten Tagen passiert war, freche Antworten, wen er verhauen hat usw. Ich habe ihm gesagt, dass der liebe Gott das alles vergibt, auch das, was er vielleicht vergessen hat zu sagen, weil der liebe Gott ihn ganz doll lieb hat. Man merkte durch das Gitter durch, wie es in ihm arbeitete. Nach einer Weile fragte er zurück: Herr Vukar, in echt? Ja, habe ich gesagt! Dann schoss es aus ihm heraus: Dann kann man ja gar nicht mehr böse sein! Alles vergeben, ganz geliebt, in echt, das bedeutet es, wenn es heißt, dass Jesus im Wasser und im Blut gekommen ist. Und die Sache hat keinen Haken, kein Lindenblatt! Er ist uns wirklich gleich geworden in der menschlichen Gestalt. Sagen wir es mit den Worten des Evangeliums: „In jenen Tagen kam Jesus aus Nazareth in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen“ Er stellt sich in die Reihe der Menschen und keiner erkennt ihn. Die sind sich ihrer Grenzen bewusst, sie sind gekommen, um sich ihre Sünden abwaschen zu lassen, und erhoffen Heilung und Reinigung. Er wird uns gleich an unserer menschlichen Gestalt. Er kommt, wie der Johannesbrief sagt, im Wasser. Dass hinzugefügt wird: „Und im Blut“ kann dann nur bedeuten, dass er selber verwundbar wird; indem er unsere menschliche Gestalt annimmt. Um uns so seine Liebe zu zeigen, zu schenken! Liebe ist immer grenzenlos, ganz, ohne Aber, ohne Lindenblatt! Das schon zitierte Gebet geht weiter: „… so werde unser Inneres neu geschaffen nach seinem Bild.“ Wenn wir nochmal fragen, wozu das hilft, was es bewirkt? Da müssen wir nur weiterlesen im Evangelium: „Und sogleich, als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel aufriss und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“ Die Stimme gilt ihm, aber natürlich auch uns. Das ist das, was ihn ausmacht, er ist der geliebte Sohn. Der Himmel reißt auf über ihm, der Geist kommt wie eine Taube auf ihn herab. Und wenn durch sein Eintauchen in unsere Welt tatsächlich ein Tausch stattfindet, dann gilt all dies auch für uns. Dann öffnet sich auch über uns der Himmel, dann kommt auch auf uns Gottes geist, dann sind wir, jede und jeder einzelne Tochter und Sohn Gottes, dann hat Gott an uns Freude. Dann geschieht, was an Weihnachten gilt: Und wäre Christus hundertemale in Betlehem geboren und nicht in dir, dann nützte es dir hundertemale nichts. So aber, wenn unser Inneres neu geschaffen wird nach seinem Bild, dann wird genau dies wirklich, er wird in uns geboren. Er sei im Wasser und im Blut gekommen, er wird Mensch wie wir, wie das Sprichwort sagt, kocht er nur mit Wasser und wird verwundbar, ja lässt sich verwunden. Genau darin werden wir geliebt. Dafür ist der Geist Zeuge, heißt es im Johannesbrief. Dies zu entdecken in dem Kind in der Krippe, das ununterscheidbar von anderen Kindern ohnmächtig, völlig angewiesen in einer Krippe liegt, das ist der Gnade der Weihnachtszeit. So, dass man sich fragt: Kann man da eigentlich noch böse sein? Umflossen von der Liebe, die sich im Wasser und im Blut schenkt, ganz, total, werden wir beschützt und aus Gott gezeugt zu neuen Menschen. Das war alles schon bei unserer Taufe, als unser Köpfchen mit Wasser übergossen wurde, es gilt einzutauchen!