Predigt zum 11.10.2020
von unserem Pfarrer Vornewald
Na, wenn das nichts ist! Sind Sie Feinschmecker? Können Sie genießen? Ist das allerbeste gerade gut genug für Sie? Erwarten Sie Großes von ihrem Leben? Dann habe ich was für Sie! Sie sind eingeladen zu einem fantastischen Festmahl, ich zitiere aus dem Einladungsschreiben, das hiermit an Sie ganz persönlich ergeht: „… mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den feinsten fetten Speisen, mit erlesenen, reinen Weinen!“
Wer lädt ein? Der Herr der Heerscharen. Wo findet das Ganze statt: Auf seinem Berg, dem Zion! Wer ist geladen? Er gibt ein Festmahl für alle Völker! Und keine Sorge, es lohnt sich! Auch wenn Sie schon genug Buffets hinter sich bei diversen runden Geburtstagen, Hochzeiten und ähnlichem. Das Ganze ist rundum spektakulär. Denn der Gastgeber wird Dinge möglich machen, die man sonst gar nicht zu träumen wagt: Ich zitiere das Einladungsschreiben: „Er verschlingt auf seinem Berg die Hülle, die alle Völker verhüllt, und die Decke, die alle Nationen bedeckt. Er verschlingt den Tod für immer und Gott, der Herr, wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen und unsere Schande entfernt er von der ganzen Erde!“ Ich darf Sie schon mal einstimmen auf das Festlied, das zu gegebener Zeit von allen aus tiefster Überzeugung angestimmt werden wird: Ich zitiere: „Seht, das ist unser Gott, auf ihn haben wir gehofft, dass er uns befreit! Das ist der Gott, dessen Name unnennbar ist, so wunderbar ist er. Auf ihn haben wir gehofft. Wir wollen jubeln und uns freuen über seine rettende Tat!“
Sie wollen dabei sein? Na, dann bereiten Sie sich vor! Oder trauen Sie etwa der Sache nicht? Wer weiß, ob das stimmt? Sie fragen sich: Wieso ausgerechnet ich? Das kann doch gar nicht sein. Das Lottospielen habe ich schon aufgegeben. Auf mich wartet so ein Hauptgewinn nicht! Das ist doch Spinnerei. Komm, sei ehrlich, wo ist der Haken? Am Ende steht man dann doch wieder mit leeren Händen da. Das kenne ich!
Ich gebe zu, ich habe nur dieses Einladungsschreiben. Es ist uralt, es stammt vom Propheten Jesaja. Und weil es fast zu schön ist, um wahr zu sein, ist es die Grundlage der großen Beschreibung des Himmels in der Offenbarung des Johannes, dem letzten Buch der Bibel im vorletzten Kapitel. Dabei heißt es: Ich, Johannes, sah einen neuen Himmel und eine neue Erde! Es ist also eine große Vision. Die Vision des Lebens! Die große Einladung, der eigenen Sehnsucht zu trauen! Und ganz groß zu träumen, was aus Dir noch werden kann, was auf uns alle wartet, auf alle Völker, alle Menschen aller Zeiten, auf die ganze Schöpfung! Ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde! Im Lukasevangelium geht es auch um dieses Fest! Dort wird sogar noch fraufgelegt: Das Fest ist anlässlich der Hochzeit des Sohnes des Gastgebers. Hochzeit, das steht wohl für das schönste Fest, das Fest der Liebe zwischen Mann und Frau! Im Sommer war ich zu Gast bei einer Hochzeit, war das schön! Und in diese Liebe zwischen Frau und Mann ist das Geheimnis des Lebens eingeborgen, aus nichts, nein aus Liebe!
Vielleicht fragen Sie sich: Wie komm ich dazu, hier geladen zu sein? Irgendwie sind wir alle nur zweite Wahl, es ist ein unverschämtes Glück! Denn diejenigen, de zunächst eingeladen waren, haben ihre Einladung verworfen und dann sagt der König, der die Hochzeit seines Sohnes ausrichtet zu seinen Dienern: „Geht an die Kreuzungen der Straßen und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein! Die Diener gingen auf die Straßen hinaus und holten alle zusammen, die sie trafen, Böse und Gute und der Festsaal füllte sich mit Gästen.“ Und da gehören wir dazu. Man muss sich das ausmalen, wie die Leute in den Saal kommen,und gar nicht wissen, wie ihnen geschieht, welche Wendung ihr Leben mit einem Mal bekommt. Sie werden nicht irgendwie belohnt, sie sind wie zufällig da, Böse und Gute. Wenn es nur Gute gäbe in dem Saal, dann könnte ja keiner von uns mit Gewissheit glauben, dass er oder sie auch dazu gehören! Und es ist umsonst, wir sind eingeladen!
Was können sie erfahren bei der großen Feier? Es findet statt auf seinem Berg, dem Zion. Es ist der Gott Israels, aber es ist ein Festmahl nicht nur für das eigene Volk, sondern für alle Völker. Daran kann man lernen, dass es dem Gott des Volkes Israel um alle geht, nicht um irgendwelche noch so fromme Eliten. Wenn man es umdreht, dann heißt das: Jede Auserwählung ist um der andern willen. Es ist gestattet, eine Gruppe oder Religion oder menschliche Rasse auszuschließen, es sind alle eingeladen, und keiner hat einen Sonderplatz! Das Besondere ist, dabei zu sein!
Und dann ist zu sehen, zu schmecken, zu erleben: Dieser Gastgeber gibt alles, er ist großherzig, es geht ihm um unsere Freude, um unsere Erfüllung! Und es ist eine echte tiefe Erfüllung, die allen Mangel in übergroße Freude verwandelt.
Und es findet eine Hochzeit statt. Es ist ein Fest der Liebe. Wenn der Sohn Jesus ist, wer ist die Braut? Man sagt, das sei die Kirche. Aber wenn alle Völker eingeladen wird, dann kann es nicht so sein, dass das einen Ausschluss bedeutet. Vielleicht ist es besser zu sagen, dass es sich um den vollzogenen Liebesbund Gottes mit uns Menschen handelt. Die Kirche ist die Gemeinschaft der Menschen, die sich anfanghaft schon dafür geöffnet haben.
Und der Gastgeber, der König, der die Hochzeit seines Sohnes ausrichtet, betritt den Raum. Man kann die Spannung und die festliche Stimmung so richtig nachfühlen. Jetzt geht es los! Aber da kommt ein schlimmer Moment: Einer steht zwischen den Anderen, der kein Hochzeitsgewand trägt. Zunächst mal wird der Mann mit einem wunderbaren Wort begrüßt: „Freund!“ Dem Gastgeber geht es nicht um Wut oder Beleidigtsein. Aber er muss gehen. Bleiben kann er so nicht. Er zeigt ja auch durch seine Kleidung, dass er das, was hier geschieht, nicht im Blick hat. Dass er es nicht würdigt, ja dass es ihm nichts bedeutet. Solche Leute bei einer Feier, die vielleicht ironisch grinsen, die gehen nicht. Das setzt jede Menge Fragen in Gang, was die eigene Einladung angeht. Spielen darf man mit dieser großzügigen, weiten und bedingungslosen Liebe nicht.
Aber vielleicht geht es noch um mehr: Zwar heißt der erste Satz bei der Lesung, dass es in jener Zeit geschehen wird. Aber dennoch ist es so, dass das Fest schon begonnen hat. Es sind alle Völker da. Da gibt es kein Gesindel, niemand, den man verachten könnte, da zählt nur gegenseitige Achtung, da geht es gar nicht, sich am Bufett Gottes so zu bedienen, dass für die anderen nichts übrig bleibt. Es geht auch darum, einen Sinn für schönes zu finden. Gleichgültiges Achselzucken, Lachen über Liebevolles, und davon gibt es viel bei diesem Fest, das passt nicht. Es ist die große Vision des Lebens! Glauben heißt, das Leben zu begreifen als eine große Einladung. Und wenn man dann weiterliest, kommen da Worte, die in der Vision des Johannes wörtlich wiederholt werden: Er beseitigt den Tod für immer. Er wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen. Wenn jemand daran glaubt, dann wird er versuchen, dem Tod in vielen Situationen das Leben entgegenzusetzen, dann wird er versuchen, Trauer mitzutragen, dass Gesichter sich verwandeln können in ein Lächeln. Und wenn eine Hochzeit gefeiert wird, dann wird man sich fragen, wie jemand umgeht mit Liebe und Treue. Vielleicht sind diese Haltungen gemeint mit dem Hochzeitsgewand, dass jeder der Gäste tragen soll.
Es wird sich bewahrheiten, vollenden, was schon beginnt! Seht, wird man sagen, das ist unsrer Gott, auf ihn haben wir gehofft, wir wollen jubeln und uns freuen über seine befreiende Tat!